Fibromyalgie

Bezeichnet Schmerzen in Muskeln, Sehnen und -ansätzen sowie diverse Begleitsymptome wie Müdigkeit, Steifheitsgefühl und Übersensibilität. Oft besteht am ganzen Körper eine erhöhte Druckempfindlichkeit. Labor- und Röntgenuntersuchungen sind unauffällig. Der Verlauf der Erkrankung ist meistens chronisch. Vorwiegend davon betroffen sind Frauen im mittleren Lebensalter.

 

Kriterien zur Diagnose nach Yunus (1983):

  1. Obligate Kriterien:

a)  Schmerzen oder Steifheitsgefühl in drei oder mehreren anatomischen Regionen seit mindestens 3 Monaten.

b)  Fehlen sekundärer Ursachen (z. B.: Trauma, rheumatische Erkrankungen, infektiöse Arthropathien oder pathologische Laborwerte.)

  1. Hauptkriterien: fünf oder mehr charakteristische Schmerzpunkte.
  2. Nebenkriterien: Veränderung der Beschwerden durch Bewegung; Verstärkung der Symptome durch Angst und Stress; Schlafstörungen; allgemeine Müdigkeit; Angstgefühle; chronische Kopfschmerzen; funktionelle Bauchbeschwerden; subjektive Gelenkschwellungen, kribbelnde Missempfindungen, die sich keinem peripheren Nerven oder Dermatom zuordnen lassen.

Zur Diagnosestellung müssen beide obligaten Kriterien positiv sein, verbunden mit einem der Haupt- und drei Nebenkriterien oder fünf Nebenkriterien.

 

 

Was weiß die TCM über die Fibromyalgie?

Es gibt keine exakte Beschreibung der Fibromyalgie in der TCM. Jedoch zeigt die Fibromyalgie viele Überschneidungen mit dem so genannten Bi-Syndrom in der TCM. „Bi“ bedeutet in der TCM Blockade und Stauung. 

 

Die krankheitsauslösenden Faktoren eines Bi-Syndroms sind der „Wind“, die „Kälte“ und die „Nässe“. Durch diese Faktoren ausgelöst gehören weiter dazu Störungen des „Blutes“ und des „Qis“ bzw. des „Schleims“. Diese drei Störungen kombinieren sich oft zur Führung eines Bi-Syndroms. Die Beschwerden der Patienten sind davon abhängig, welcher Faktor die wichtigste Rolle spielt:

  • Ändert die Schmerzstelle sich oft, spielt der „Wind“ die Hauptrolle – das ist die sog. „Xing-Bi“ - die bewegliche „Blockade“.
  • Die sog. „Tong-Bi“ äußert sich in besonders starken und stechenden Schmerzen. Sie wird hauptsächlich durch „Kälte“ verursacht.
  • Die „Nässe“ verursacht Schmerzen mit Schwergefühl Die sog. „Zhong- Bi“ entspricht einer schweren „Blockade“.

 

Oft ändern sich die Faktoren auch während des Verlaufs der Erkrankung. Die Patienten haben daher unterschiedliche und wechselnde Beschwerden. Aus diesem Grund sind die Symptome bei Bi-Syndromen häufig sehr kompliziert und vielfältig.

 

Wirken die o. g. krankheitsauslösenden Faktoren im Herbst auf den Körper ein, spüren die Patienten zuerst ein Taubheitsgefühl und Schmerzen wie bei Reizungen. Bei wiederholtem Einwirken dieser Pathogene dringt die Störung in die Tiefe des Funktionskreises Lunge ein. Dadurch entstehen Symptome wie Druck in der Brust, Unruhe, Asthma und Husten.

 

Im Sommer erkranken vorwiegend die Gefäße, wenn „Wind“, „Kälte“ oder „Nässe“ auf den Körper einwirken. Das Blut fließt langsamer, dadurch ändert sich die Hautfarbe der Patienten. Bei einem wiederholten Einwirken der Krankheitsauslöser entsteht eine Störung des Funktionskreises Herz. Die Patienten leiden dann unter Symptomen wie Unruhe, Herzklopfen, Seufzen, Angst.

 

Wenn die krankmachenden Faktoren im Spätsommer auf den Körper einwirken, ist die Muskulatur das Opfer. Sie verhärtet und verliert ihre Koordinationsfähigkeit bei Bewegungen. Mit einem wiederholten Einwirken dieser Pathogene wird der Funktionskreis Milz geschädigt. Es stellen sich folgende Symptome ein: Übelkeit oder Erbrechen mit Schleim, Verhärtung im Oberbauch, Kraftlosigkeit in den Extremitäten, Müdigkeit.

 

Wirken die pathologischen Faktoren im Frühling auf den Körper ein, werden die Sehnen betroffen. Die Sehnen verkrampfen sich, Gelenkschmerzen treten auf und die Beweglichkeit der Gelenke ist eingeschränkt. Bei wiederholtem Einwirken dieser Krankheitsauslöser dringen die schädigenden Faktoren in die Tiefe des Funktionskreises Leber ein. Die Patienten spüren dadurch Symptome wie vermehrter Durst, häufiges Wasserlassen, Angst in der Nacht mit unruhigem Schlaf.

 

Wenn „Wind“, „Kälte“ und „Nässe“ im Winter auf den Körper einwirken, sind die Knochen betroffen. Die Knochen fühlen sich sehr schwer an und schmerzen. Die Beweglichkeit der Gelenke ist eingeschränkt. Bei einem wiederholten Einwirken dieser Pathogene dringt die Krankheit in den Funktionskreis Niere ein. Dadurch treten Beschwerden und Symptome auf wie: Druck in den Nieren, eine Verkrümmung der Wirbelsäule und dadurch des ganzen Körpers. Die Sehnen, besonders in den Füssen und Knien sind verkrampft und lassen sich nicht strecken. Dadurch entsteht eine gekrümmte, verkrampfte Körperhaltung mit Verlagerung des Körperschwerpunkts.

 

Zu Beginn der Erkrankung haben die Patienten meistens Symptome wie bei einer Erkältung mit Störungen in den Funktionskreisen Dickdarm, Blase und Lunge. Zusätzlich haben sie Beschwerden wie beispielsweise ein Trägheitsgefühl im ganzen Körper und das Gefühl, als seien die Gelenke geschwollen durch den Nässe-Stau; kalte Füße und Durchblutungsstörungen bei Kälte-Stau sowie wechselnde Symptome und ein verringertes Selbstwertgefühl bei Wind-Stau.

 

Während der mittleren Erkrankungs-Phase sitzen die Störungen relativ fest in den Sinnesorganen im Weichteilgewebe und den inneren Organen. Viele Patienten haben einen Energie-Stau in der Leber (Qi-Stau) und einen Schleim-Stau. Wegen des Qi-Staus ist nachfolgend oft auch ein Hitze-Stau zu sehen.

 

Obwohl Störungen der Psyche auch schon zu Beginn der Erkrankung eine Rolle spielen können, erscheinen sie besonders auffällig in der späten Phase der Fibromyalgie.

 

Die seelische Belastung durch den lang dauernden, wechselhaften und „unheilbaren“ Verlauf der Erkrankung löst einen Energiestau im Funktionskreis Leber aus. Die inneren Organe und deren Funktionen sind in dieser Phase dann bereits stark gestört.

 

Ist die TCM eine Hoffnung für Patienten mit Fibromyalgie?

Wie bei der Behandlung vieler anderer Beschwerden gibt es noch keinen wissenschaftlichen Beweis, dass die Methoden der TCM solchen Patienten helfen können. Ganz klar ist bei der Fibromyalgie, dass mehrere Funktionskreise befallen sind; dass mehrere Krankheitsauslösende Faktoren bei der pathophysiologischen Entwicklung eine Rolle spielen und dass die Symptome häufig wechselnd sowohl chronisch als auch akut auftreten.

 

Da die TCM eine ganzheitliche Behandlungsstrategie darstellt, bietet sie für den Patienten eine große Hoffnung. Die Behandlung muss über eine kombinierte Strategie durchgeführt werden mit mehreren Behandlungsmethoden (chinesische Kräuter, Akupunktur, Moxibustion, Schröpfkopf, Tuina, usw.), an verschiedenen Organen (Funktionskreise Lunge, Milz, Leber, Niere und Herz) über die Regulation der energischen Substanzen (Qi, Blut, Jing, Shen, usw.) gegen verschiedene Krankheitsauslösende Faktoren (Wind, Kälte, Nässe, Schleim). Das Behandlungskonzept muß für jeden Patienten individuell erstellt werden und konzentriert sich nicht nur auf die Symptome (akut) sondern auch auf die Ursache (chronisch). Es handelt sich also um eine intensive und lange dauernde Behandlung. Etwas Geduld ist also sowohl vom Patienten als auch vom behandelnden Arzt erforderlich.

 

Wie wird die Fibromyalgie in der TCM behandelt?

1. Die krankheitsauslösenden Faktoren „Wind“, „Kälte“ und „Nässe“: Besonders in der frühen Phase ist die Behandlung dieser drei Faktoren unverzichtbar. Da sie kombiniert auf den Körper einwirken, sollte der Behandlungsansatz möglichst breit sein. Dabei können Kräutermischungen, Akupunktur (ggf. mit Moxibustion) und Tuina eingesetzt werden.

 

2. Die betroffenen Organe – die Funktionskreise Lunge, Milz, Leber, Nieren und Herz: Grundsätzlich müssen alle Organe behandelt werden. Welches Organ die wichtigste Rolle spielt, kann durch die vier diagnostischen Prozeduren der TCM (Sehen–Zungeschauen, Hören/Riechen, Befragen und Pulstasten) herausgefunden werden. Danach sind die Regulation und die Unterstützung der entsprechenden inneren Organe bei der Behandlung möglich.

 

3. Der Energiefluss in den Meridianen und Organen: Die gestaute Energie in der Leber wieder fließen zu lassen, gehört an den Anfang der Behandlung. Je nach der Stärke des Schleim-Staus ist auch die Wirkung gegen Schleim bei der Behandlung zu berücksichtigen.

 

Weiterhin hängt die Behandlung davon ab, welche Organe unterstützt und welche Organe abschwächt werden müssen, weil die inneren „Schäden“ relativ tief im Körper festsitzen. Zusätzlich muss die Behandlung auf den Zustand des Patienten und die Verträglichkeit abgestimmt werden.

 

Ein weiteres Behandlungsziel ist die Regulation des „Shen“ – der Seele der Patienten. Hiervon hängen u.a. Selbstvertrauen, Depression und Emotionsstörungen ab. Durch die Stärkung der inneren Kraft oder wieder Fließen der gestauten Energie wird die eigene Heilungskraft aktiviert und verstärkt. Ein Einsatz durch die Patienten selbst wie z. B. Qigong, Meditation oder Taiji während oder nach der Behandlung sind ebenfalls viel wert.

 

Journal – Fachmagazin für Natur-Heilkunde, Nr. 10/11 2001, S. 44-48.

 

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